Weiterentwicklung der gerontopsychiatrischen Kompetenz in der stationären Langzeitpflege

Das Projekt „Weiterentwicklung der gerontopsychiatrischen Kompetenz in der stationären Langzeitpflege“ umfasst im Januar 2023 insgesamt 49 Pflegeheime mit 2.443 Pflegeheimbewohnenden.

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Projektübersicht

Projektbeschreibung

Am 15. April 2009 wurde im Vorarlberger Landtag einstimmig beschlossen, dass dezentrale Unterstützungsstrukturen in der gerontopsychiatrischen Versorgung weiterentwickelt und umgesetzt werden, die sowohl für den ambulanten wie auch für den stationären Bereich Verantwortung tragen.

Infolgedessen wurde die connexia – Gesellschaft für Gesundheit und Pflege gemeinsam mit der Arbeitsgruppe „Gerontopsychiatrie“ (Untergruppe des Vorarlberger Psychiatriebeirates) seitens des Landes beauftragt, Maßnahmen zur (Weiter-)Entwicklung von dezentralen Unterstützungsstrukturen zur Weiterentwicklung der gerontopsychiatrischen Versorgung im ambulanten und im stationären Bereich zu erarbeiten.

Im Juni 2009 trafen sich im Rahmen eines Projektgruppentreffens Expertinnen und Experten zu einem gemeinsamen Erfahrungsaustausch. Ausgehend von Erfahrungsberichten wurden eine Bestandsaufnahme erarbeitet und Handlungsfelder definiert. Aufbauend auf diesen Ergebnissen erarbeitete eine Arbeitsgruppe einen Maßnahmenkatalog. Ein Zwischenbericht wurde im März 2010 formuliert.

Nach der Präsentation dieses Zwischenberichtes an die Regierungsmitglieder am
17. März 2010 wurde von diesen der Auftrag erteilt, aus den zehn angeführten Maßnahmen prioritär die ambulante gerontopsychiatrische Pflege und die geronto-psychiatrischen Konsiliar- und Liaison-Dienste in Pflegeheimen weiter zu präzisieren und Umsetzungsvorschläge zu entwickeln.

Weiterentwicklung

Die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen mit hoher Pflegeintensität steigt in den Pflegeheimen. Heute sind die Bewohnerinnen und Bewohner meist multimorbide, schwerstkranke und sterbende Menschen, die viel mehr Betreuungs- und Pflegezeit und Fachwissen benötigen, als in früheren Zeiten.

Oft kann sich der schwerkranke Mensch nicht mehr adäquat und deutlich in Entscheidungssituationen oder zu verschiedenen Handlungsalternativen äußern. Hier erweisen sich gute Rahmenbedingungen, eine ausreichende Qualifikation und die kontinuierliche Weiterqualifizierung der Mitarbeitenden, sowie eine bestmögliche und kontinuierliche ärztliche Betreuung vor Ort, als sehr wesentlich.

Die Auftaktveranstaltung zum ersten Projektdurchgang, damals noch unter dem Namen  „Gerontopsychiatrischer Konsiliar- und Liaisondienst im Pflegeheim“ fand im Februar 2012 im Landhaus statt. Später wurde das Projekt umbenannt in die „Weiterentwicklung der gerontopsychiatrischen Kompetenz in den Vorarlberger Pflegeheimen“ – um der Realität näher zu kommen, dass nicht nur die hausärztliche und fachärztliche Expertise und deren Begleitung eine wesentliche Säule im Projekt darstellt, sondern auch die pflegerische und betreuerische Expertise der Mitarbeitenden gestärkt werden muss, um das Wirkungsziel annähernd erreichen zu können:

Die fachgerechte Versorgung von gerontopsychiatrisch Erkrankten und meist hoch-betagten Bewohnerinnen und Bewohnern ist gewährleistet und die Fachkompetenz der Pflegenden ist gestiegen. Ziel der interdisziplinären Intervention ist die bestmögliche Lebensqualität der anvertrauten Menschen mit Betreuungs- und Pflegebedarf zu ermöglichen.

Das Projekt „Weiterentwicklung der gerontopsychiatrischen Kompetenz in den Vorarlberger Pflegeheimen“ wird im Auftrag des Vorarlberger Sozialfonds unter der Projektleitung der connexia – Gesellschaft für Gesundheit und Pflege in Kooperation mit pro mente Vorarlberg und den beteiligten Pflegeheimen (Stand Dezember 2022: 49 Pflegeheime mit 2.443 Pflegeheimplätzen) durchgeführt.

  • 1. Durchgang: Februar 2012 bis Dezember 2016 – Regelbetrieb: ab 2017, 8 Pflegeheime mit 501 Pflegeheimplätzen
  • 2. Durchgang: Januar 2015 bis Dezember 2018 – Regelbetrieb: ab 2019, 11 Pflegeheime mit 592 Pflegeheimplätzen
  • 3. Durchgang: Januar 2017 bis Dezember 2020 – Regelbetrieb: ab 2021, 12 Pflegeheime mit 635 Pflegeheimplätzen
  • Quereinstieg: Juni 2018 bis Dezember 2022 – Regelbetrieb: ab 2023, 1 Pflegeheim mit 46 Pflegeheimplätzen
  • 4. Durchgang: Januar 2019 bis Dezember 2022 – Regelbetrieb: ab 2023, 8 Pflegeheime mit 246 Pflegeheimplätzen
  • 5. Durchgang: Start: Ende 2021 bis Ende 2024, 9 Pflegeheime mit 385 Pflegeheimplätzen

Die flächendeckende Ausrollung und erfolgreiche Beteiligung so vieler Pflegeheime zeigt nicht nur das hohe persönliche Engagement der Leitungen und Mitarbeitenden in den Pflegeheimen. Es ist gleichsam Zeugnis davon, wie notwendig diese Maßnahmen für die Mitarbeitenden in der Betreuung und Pflege sowie für die Bewohnerinnen und Bewohnern mit umfassenden Bedarfe und deren Angehörige für die gemeinsamen Lebens- und Alltagsbewältigung ist.

Qualifizierungen im Rahmen des Projektes

Basis Einführung - Gerontopsychiatrische Pflege und deren spezielle Situationen

Zielgruppe
Betreuungs- und Pflegepersonen

Ziele

  • Stärkung der Toleranz, „anders sein“ auch im institutionellen Rahmen zulassen können und mit den Betroffenen (Bewohnende und deren Angehörige) eine professionelle Beziehung eingehen.
  • Eine genaue Beobachtungsgabe während alltäglicher Begegnungen trainieren, körperliche und auch psychische Veränderungen sensibel aufnehmen und präzise dokumentieren.
  • Basis-Kenntnisse über physiologische und pathophysiologische Veränderungen und Kenntnisse über die psychischen und neurologischen Veränderungen werden vermittelt.
  • Die Pflegefachpersonen sind in der Lage, bei herausforderndem Verhalten nach Ursachen zu forschen und entsprechende Maßnahmen zu setzen.
  • Das Bewusstsein über die Bedeutung von interdisziplinärer Zusammenarbeit in der Pflege und Betreuung von Menschen mit gerontopsychiatrischem Hilfsbedarf schärfen.
  • Biografsche Kenntnisse sowie eine hohe Sensibilität und Neugier für das gelebte Leben und die Zeit, an die sich die Bewohnenden am besten erinnern, fördern.
  • Die Kommunikation mit den Bewohnenden spielt eine große Rolle und erfordert sowohl Einfühlungsvermögen als auch genaue Kenntnisse über verbale und nonverbale Kommunikationsformen.
  • Die Grundlagen der Psychopharmakon-Therapie im Alter werden vermittelt.

Umfang

3 x 8 Unterrichtseinheiten; gesamt 24 Unterrichtseinheiten à 50 Minuten

 

Folder Basis Einführung Gerontopsychiatrische Pflege und deren spezielle Situationen

Folder 2024

Pflegerische Fallbesprechung

Zielgruppe

Fallkoordinatorinnen und Fallkoordinatoren in den Pflegeheimen

Ziele

  • Fallkonferenzen haben zum Ziel, ein Problemlösungspotenzial zu entwickeln, Arbeitskonzepte zu erstellen und schließlich konkrete Aufgaben festzulegen. Die Schilderungen der Kollegen oder Angehörigen ermöglichen ein Lernen am Modell. Man kann vom Tun des anderen lernen, sich Rat und Anregung holen.
  • Eine Fallbesprechung ist eine individuenzentrierte, interkollegiale Besprechung, in deren Mittelpunkt herausfordernde Verhaltensweisen eines Bewohnenden stehen.
  • Die Teammitglieder erfahren so eine gemeinsame Orientierung und können sich in diesem Rahmen absprechen. Grundhaltungen und Werte über die Arbeit und über die Begegnung mit Bewohnenden werden transparenter.
  • Darüber hinaus dienen die Besprechungen der Verbesserung des persönlichen Milieus und des Miteinandertragens.

Umfang

3 x 8 Unterrichtseinheiten, gesamt 24 Unterrichtseinheiten à 50 Minuten

 

Folder Pflegerische Fallbesprechung

Folder 2024

Die personzentrierte Betreuung und Pflege

Zielgruppe
Betreuungs- und Pflegepersonen


Ziele

  • Das Ziel einer person-zentrierten Pflege besteht darin, das Personsein von Menschen zu erhalten, zu fördern und wenn nötig wiederherzustellen. Es geht in der Pflege von Menschen mit Betreuungs- und Pflegebedarf um die Be(ob)achtung des Wohlbefindens. Unser eigenes Menschenbild beeinflusst unsere Haltung und die Art und Weise, wie wir in Beziehung treten. „Reflektierende Praktiker/innen“ sind die von Kitwood anvisierten Experten, die mit Menschen mit kognitiven Einschränkungen einen möglichst angstarmen, normalen, ressourcenorientierten und familiären Alltag leben. Es ist nicht zwingend erforderlich, genaues diagnostisches Wissen über die Ursache und Folgen des Krankheitsprozesses zu haben. Hilfreich und förderlich ist selbst schon das Bemühen, in der Situation wirklich präsent zu sein, den anderen suchend verstehen zu wollen und sich ihm bedingungslos positiv zuzuwenden.

 Umfang
1 x 8 Unterrichtseinheiten à 50 Minuten
 

Folder Die person-zentrierte Betreuung und Pflege

Folder 2024

Dementia Care Leadership: Personzentriert führen und leiten

Zielgruppe

Leitungen und deren Vertretungen in den Pflegeheimen und Betreuten Wohngemeinschaften

 

Ziele

  • Person-zentrierte Pflege bedarf personzentrierter Leitung. Studien belegen einen engen Zusammenhang zwischen Leitungsqualität, Teamkulturen bzw. Teamklima und Ergebnisqualität. Je mehr sich Leitung und Führung an den Anliegen und Themenlinien der praktisch handelnden Mitarbeitenden orientiert und diese systematisch aufgreift, desto eher ermöglicht sie eine lokale, kontextgebundene „Wissenskreation“. Gelernt wird, mit Fragilität und Unsicherheit stabil und sicher umzugehen und eine gemeinsame identitätsstiftende Fachlichkeit zu entwickeln. Dies wiederum ist maßgeblich für Innovation und Qualitätsentwicklung. (Eastabrooks 2008, Dixon 2019).

 

Umfang

2 x 8 Unterrichtseinheiten, gesamt 16 Unterrichtseinheiten à 50 Minuten

 

Folder Dementia Care Leadership: Person-zentriert führen und leiten

Folder 2024

Workshop - Von Fallbesprechung zu Fallbesprechung

Zielgruppe

Betreuungs- und Pflegepersonen

Es empfiehlt sich, nicht alleine, sondern möglichst mindestens zu zweit (pro Einrichtung) teilzunehmen.

 

Thema

Thematisch werden Fallbesprechungen aus dem gerontopsychiatrischen Arbeitsfeld bearbeitet: Demenz, Depression, Delir, Psychose, Abhängigkeitserkrankungen (Sucht), Persönlichkeitsstörungen, bipolare Erkrankungen, Paraphrenie. Die jeweilige Themenzusammenstellung ergibt sich aus den zuvor eingesandten Fallskizzen.
 

Workshop-Referent

Dipl.-Theol. BPhil Christian Müller-Hergl, examinierter Altenpfleger, Supervisor, DCM Trainer und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Professional Campus, Universität Witten/Herdecke und am Dialogzentrum Leben im Alter (DZLA), Hochschule Osnabrück

 

Umfang

2 x 8 Unterrichtseinheiten; gesamt 16 Unterrichtseinheiten à 50 Minuten

 

Folder Workshop - Von Fallbesprechung zu Fallbesprechung

Folder 2024

Kontakt
Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Michael Mössinger, MBA, DGKP
Leitung Stationäre Betreuung und Pflege
T +43 5574 48787-20
michael.moessinger(at)connexia.at